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Über mich

Portrait frontal satte satte Farben
fotografiert von Eva Flury

Damit du gleich entscheiden kannst, ob du hier weiterlesen und dich auf meinem Blog umsehen möchtest, nehme ich die Idee und Motivation zu dieser Webseite vorweg:
Ich dachte, es könnte zum Austausch anregen, vor allem unter uns Betroffenen, aber natürlich unter allen, die es gerne möchten. Der Blog könnte ausserdem interessierten Personen, die vielleicht Betroffene in ihrem sozialen Umfeld haben, helfen, sich ein besseres Bild von den Problemen und Herausforderungen zu machen, mit denen Betroffene klarkommen müssen und es könnte evtl. alle unterstützen, die Situation und, im Fall der Betroffenen, sich selbst, besser zu verstehen.

Nicht nur trister Alltag, sondern ein buntes und verrücktes Leben

Du wirst hier viele Erlebnisberichte lesen, Beschreibungen von Alltagssituationen und von besonderen Ereignissen. Mein Leben verlief nicht geradlinig und wird das auch nie. Ich stehe oft morgens auf und weiss nicht, wie ich den Tag überstehen soll, bin verzweifelt, weine, habe Panikattacken. Doch ich lache auch sehr viel, freue mich über Kleinigkeiten, kann mich für 1000e Dinge begeistern und bin dankbar für jeden Lichtblick, jedes wohlwollende Wort und natürlich alles, was mal nicht schiefgeht, oder, wenn ich anderen eine Freude machen kann, statt eine Belastung zu sein.
Auch wenn ich mich, was Kleidung angeht, in Schwarz und Dunkelblau am wohlsten fühle und lieber zurückhaltender durch die Welt gehe, ist mein Leben und das, was ich erlebe, oft abwechslungsreich, bunt und manchmal auch verrückt. So werden wahrscheinlich auch die Texte sein, es könnte passieren, dass du gleichzeitig lachen und weinen möchtest, wenn du meine Geschichten liest. Die Artikel machen dich vielleicht nachdenklich, werden dich aber hoffentlich auch unterhalten. Meine Erlebnisse scheinen ganz oft aus einer schwarzen Komödie zu sein. So ist mein Leben, das ist meine Welt, das bin ich.

Perspektivenwechsel eröffnet neue Möglichkeiten

Vielleicht fragst du dich nun, was hat sie von dem Blog, denn ja, das hier ist kein Geschäftsmodell und es soll keine Leserrekorde brechen. Ich selbst kann mir vorstellen, im Austausch mit anderen, Tipps zu kriegen und evtl. noch neue Strategien und Therapien kennenzulernen. Ein anderer Blickwinkel kann nie schaden, die Perspektive zu wechseln, kann Wunder bewirken. Schreiben hat zudem etwas Meditatives für mich und hilft mir, meine Gedanken ab und zu leichter zu sortieren und Erlebnisse besser zu verarbeiten. Ich kann mit diesem Blog obendrein noch üben, mich manchen meiner Ängste besser zu stellen. Sichtbarsein ist für mich extrem schwierig, es löst meist Panik aus, also dachte ich, ich probiere diese Form aus, verbinde etwas Wohltuendes wie das Schreiben, mit den grossen Ängsten, stelle mich der Möglichkeit, dass ich gesehen/gelesen werde, meine Sonderausstattung sichtbarer wird, um ihren Einfluss zu mindern. Die Flucht nach vorne, es ist ein Experiment, aber vielleicht gelingt es, mit deiner Unterstützung, gemeinsam finden wir u.U. einen Weg, besser mit den individuellen Schwierigkeiten klarzukommen und öfter die besonderen Herausforderungen mit etwas Humor zu nehmen, auch etwas Gutes und Lehrreiches in ihnen zu sehen, statt nur an ihnen zu verzweifeln. Ich kann so vielleicht noch besser lernen, mich zu akzeptieren.

Meine Besonderheiten sind nicht nur schlecht

Portrait frontal wenig Sättigung
fotografiert von Eva Flury

Meine Besonderheiten begleiten mich schon mein Leben lang, ich weiss nicht, wie es ist, ohne sie zu leben und ja, ganz ehrlich, manchmal weiss ich auch nicht, ob ich das um jeden Preis möchte. Nun ja, zugegeben, auf die PTBS könnte ich sehr gut verzichten und trotzdem, all diese Extras machen mich zu dem, was ich bin und selbst wenn ich sie ganz oft verfluche, mich für sie schäme und sie mich dazu bringen, mich zu verachten und zu verstecken, ich mich als abnormal empfinde, so haben sie doch etwas Gutes. Meine Freunde machen mich immer wieder darauf aufmerksam. Meine Hochbegabung lässt mich z.B. meist schneller denken und vor allem weiter und um die Ecke denken. Das ist oft anstrengend, nicht nur für mich, aber ich finde so ab und zu auch kreative Lösungen, auf die andere nicht gekommen wären, oder kann komplexe Sachverhalte besser verstehen.
Die Hochsensibilität macht mich sehr empathisch, ich kann gut zuhören und mich in andere hineinfühlen, auch wenn ich dadurch sehr emotional bin und mir fast alles extrem nah geht.
Die Ängste und die Depressionen führen dazu, dass ich positive Dinge in meinem Leben, wenn ich sie erkenne, mehr schätze, schöne, kleine Momente, die für andere oft nicht der Rede wert sind, berühren mich zutiefst, machen mich glücklich und ich bin dankbar. Die PTBS hat mich ausserdem dazu gezwungen viele Strategien zu entwickeln, um mit den chronischen Schmerzen, dem ständigen Stress und dem Schlafmangel irgendwie klarzukommen, um einen einigermassen geregelten Alltag zu haben. So konnte ich, natürlich oft mehr schlecht als recht, Schule und Studium durchstehen, kann so immerhin einer kleinen Arbeit unter Menschen nachgehen und vieles selbstständig erledigen, um nicht zu einer Dauerbelastung für mein soziales Umfeld zu werden und nicht pausenlos negativ aufzufallen. Es passiert nicht selten, dass Leute erstaunt reagieren: „Was, du hast die ganze Woche nicht mehr als drei Stunden pro Nacht geschlafen?! Man, ich wäre tot und das würde man mir auch deutlich ansehen. Wie machst du das?!“ „Mit einem Migräneanfall gehst du arbeiten?! Da kann ich niemanden ertragen, muss mich in meinem Zimmer vergraben.“ etc. Ja, ich fühle mich oft hilflos, schwach, komme mir vor, als sei ich die grösste Versagerin auf Erden, doch wenn ich dann sehe und höre, was andere in die Knie zwingt, scheine ich mich oft gar nicht so schlecht zu schlagen. Diese Erkenntnis ist irritierend und passt so gar nicht zu meinem Selbstbild, aber das kann sich hoffentlich ändern.
Es würde mich freuen, wenn du mich auf diesem Weg begleitest. Auf ins Abenteuer!

Birgit